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3.4 Nevins Verlobte

  Als sie zurückkehrte, liefen zwei Wachen in die Burg, um den K?nig und den Kaiser zu holen, w?hrend K?nigs Elyons J?ger ihnen die Tiere abnahmen. Keiner der J?ger zeigte auch nur eine Spur von Erstaunen, als sie mit den W?lfen, dem B?ren und dem riesigen Hirsch ankamen. Als w?re dies ein allt?gliches Geschehen für sie, warteten die M?nner, bis Elyon die W?lfe losgebunden hatte. Die Tiere hatten sich nur bis zum Rand des Waldes getraut und beobachteten die Menschen mit herunter gepressten Ohren. Elyon Schnitt ein Bein des Rehs ab und legte es vor dem Leitwolf hin. Dieser schnappte das Bein und trug es zurück in den Wald.

  Als die J?ger gerade anfingen, den B?ren mit sich in die Jagdhütte zu ziehen, kam Nevins Familie an, begleitet von K?nig Elyon.

  K?nig Elyon seufzte, aber so unauff?llig, dass es nur Nevin auffiel, denn seine eigene Familie war v?llig von dem Anblick des Jagdguts eingenommen. Selbst sein Vater hob seine Brauen hoch und starrte abwechselnd den B?ren und die Prinzessin an.

  ?Habt ihr den B?ren ganz alleine erlegt??, fragte sein Vater, an Nevin gerichtet.

  Er schüttelte den Kopf. ?Der B?r griff mich an, woraufhin die Prinzessin ihn mit einem Schwertstich t?tete.?

  Sein Vater musterte wieder die Prinzessin an. Sie bemerkte dies jedoch nicht, denn sie war ganz auf ihren Vater fixiert, die Stirn in leichten Falten gelegt. Dieser nickte zufrieden und befahl seinen M?nnern, beide Tiere auszunehmen. Dann bemerkte Nevin, dass ihr Blick nicht wirklich auf ihren Vater gerichtet war, sondern wieder auf die Peitsche an seinem Gürtel.

  ?Eure kaiserliche Hoheit, w?ret Ihr bereit, das B?renfell als Geschenk von uns anzunehmen??, fragte K?nig Elyon. ?Sturmb?ren sind selten auf der Insel und dieser hat ein besonders dichtes, pr?chtiges Fell.?

  Finans Augen leuchteten auf. Er liebte alles, was selten und teuer war. Er hatte bereits mit zw?lf eine gr??ere Edelsteinsammlung, als Nevin selbst.

  Der Kaiser nickte. ?Es w?re mir eine Freude, ein solch pr?chtiges Fell in meine Sammlung aufzunehmen.

  ?Sehr wohl.?

  ?Ihr hab mich stark beeindruckt, Prinzessin?, sagte der Kaiser und das M?dchen l?ste endlich ihre dunklen Augen von ihrem Vater, um dem Herrscher zu begegnen. ?Ihr habt nicht nur zwei pr?chtige Tiere zurückgebracht, sondern anscheinend auch meinem Sohn das Leben gerettet. Ich danke Euch, dass Ihr den Thronfolger von Rovisland beschützt habt.?

  Prinzessin Elyon verbeugte sich, ihr Gesicht zeigte wieder keinerlei Spuren von Furcht. Nevin h?tte sich am liebsten an ihre Seite gestellt, statt neben seinem Vater zu stehen. Um etwas von ihrem Selbstbewusstsein aufzusaugen. Vielleicht würde er dem Kaiser anders begegnen, mit einem nicht so verknoteten Magen. Mit etwas mehr Atem in seinen Lungen.

  Es begann wieder zu regnen und der K?nig führte sie zurück in die Burg. Auf dem Weg dorthin n?herte Nevin sich der Prinzessin an.

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  ?Ich muss mich noch bei Euch bedanken. Ohne Euch, h?tte der B?r mit schwer erwischt. Vielen Dank.?

  Sie nickte nur, ohne ihn anzuschauen, doch sie entfernte sich auch nicht von Nevin, sondern stapfte neben ihm auf ihr finsteres Zuhause zu.

  –

  Sp?ter sa?en sie in einem Speisesaal, mit Platz für drei?ig G?ste. Die W?nde waren geschmückt mit samtenen Teppichen, in der gleichen, dunkelblauen Farbe wie die Tischdecke. Das goldene Geschirr blitzte im Kerzenlicht, das Reh lag auf einem riesigen, goldenen Pr?sentierteller und erfüllte den ganzen Raum mit seinem gebratenem Duft.

  Der Kaiser setzte sich an die Spitze der Tafel. Links von ihm, sa?en der K?nig und einige Fürsten und ihre Frauen, rechts von ihm, Nevin und der Rest seiner Familie. Die Prinzessin war nirgends zu sehen.

  ?Wo ist Eure Tochter??, fragte der Kaiser.

  Der K?nig schluckte leicht. ?Bitte verzeiht ihre Abwesenheit, sie hat in letzter Zeit abends ?fters Kopfschmerzen, wegen den vermehrten Regenf?llen.?

  Das klang nach einer typischen Prinzessin, die ihr Leben innerhalb von Schloss- und Burgmauern verbracht hatte. Aber nicht nach einem M?dchen, dass ihr halbes Leben in einem Wald verbracht hatte und eigenh?ndig einen riesigen B?ren t?ten konnte.

  Jesko beugte sich zu Nevin.

  ?Sie mag kein gekochtes Essen. Und hat bis heute noch keine ansehnlichen Tischmanieren. Hab ich von den K?chen erfahren?, flüsterte er.

  ?Erz?hl Vater nichts davon.? Nevin beugte sich zurück, da der Diener gerade einen dampfenden Teller mit gekochtem Gemüse servierte.

  ?Du siehst gar nicht mehr so niedergeschlagen aus. Dabei bist du fast von einem B?ren get?tet worden?, flüsterte Jesko, als der Diener sich wieder entfernt hatte.

  Nevin dachte kurz nach, horchte in sich, um seine Gefühle zu überprüfen. Jesko hatte recht. Er war nun etwas entspannter. Etwas zuversichtlicher. ?Ich glaube, ich werde sie m?gen.?

  Jesko hob eine Augenbraue.

  Prinzessin Elyon war nicht das, was er erwartet hatte. Er konnte es nicht genau in Worte fassen, aber ihre Worte, etwas in ihrem Blick, die Art, wie die Eichh?rnchen sorglos auf ihren Schultern gerastet hatten, die W?lfe sie liebkost hatten. Etwas in ihr gab Nevin eine Sicherheit, die er schon lange nicht mehr in der Gegenwart von Fremden und besonders Adligen gespürt hatte. Als würde alles irgendwie in Ordnung werden.

  Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es ein gro?er Vorteil w?re, sie zu seinen Verbündeten z?hlen zu k?nnen, vielleicht sogar zu seinen Freunden.

  ?Nun, dein Vater schein sie auch haben zu wollen. Das ist also von Vorteil. übrigens, ich habe es geschafft, einem Gespr?ch zwischen deinem Vater und dem K?nig zu lauschen?, flüsterte Jesko weiter und beobachtete den K?nig dabei, wie er pers?nlich das Reh zerlegte. Um sie herum unterhielten sich die Erwachsenen über belanglose Dinge.

  ?Die Familie K?nig Elyons, scheint irgendeine Verbindung zu H?hental und dem Fluch zu haben. Ich glaube, dein Vater hofft, dass sie dem Fluch irgendetwas entgegensetzen k?nnen.?

  Nevin l?ste den blick von dem Braten und starrte Jesko an, fast in Erwartung, ein verschmitztes Grinsen zu sehen, als Zeichen, dass er scherzte. Doch er fand keine Spur davon. Jesko meinte es ernst. ?Wir werden da nachforschen. Ich verspreche es. Sobald wir wieder zurück in Adlerstal sind. Vielleicht hat dein Vater recht. Ich hoffe, dass er recht hat.?

  Nevin starrte seinen Teller an, ohne etwas von dem Essen darauf wahrzunehmen. H?hental, K?nig Elyon und der Fluch. Konnte es sein? Konnte es tats?chlich sein, dass sie eine Spur zu dem Ursprung des Fluchs entdeckt hatten? Ein flatterndes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Hoffnung. Es war so lange her, seitdem er sie das letzte Mal gespürt hatte. Und nun hatte er jemanden gefunden, der sie ihm vielleicht geben wollte.

  ENDE

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